Barrierefreiheit: Slider-Plugins für WordPress

Ein Slider bzw. ein Carousel (zu dt. Karussell – was oft als Slider für textlastige Inhalte verwendet wird) gehört inzwischen zu den Elementen, die auf vielen Websites gar nicht mehr wegzudenken sind. Besonders wenn es um die Darstellung von eindrucksvollen Bildern oder auch Anreißern für weiterführende Informationen auf der Website geht, erfreuen sich die Slider und die damit verbundenen Slider-Plugins für WordPress nach wie vor sehr großer Beliebtheit. Allerdings gibt es auch eine Schattenseite dieser animierten und in vielen Fällen bedienbaren Elemente, die von vielen Webdesignern und Entwicklern leider bis heute vergessen wird: Barrierefreiheit.

So schön ein Slider auch sein kann, barrierefrei ist er in vielen Fällen nämlich nicht. Doch was muss ein Slider bieten, um überhaupt als barrierefrei zu gelten? Wenn wir uns den aktuellen Entwurf der W3C einmal anschauen, finden wir folgende vier Punkte:

  • Struktur: Sowohl das Karussell als Ganzes als auch die einzelnen Slider-Folien sollten über ein strukturelles Markup (Code) verfügen, das es Nutzern ermöglicht, festzustellen, wo sie sich befinden.
  • Steuerelemente: Die Benutzerinteraktion zur Änderung der Anzeige muss sowohl mit der Tastatur als auch mit der Maus möglich sein und sowohl visuell als auch für Personen, die sie nicht sehen können, identifizierbar sein.
  • Aktion: Wenn ein Steuerelement aktiviert wird, sollte der visuell wiedergegebene Effekt auch im tatsächlichen Inhalt und in der Funktionalität wiedergegeben werden.
  • Scrollen: Wenn das Karussell automatisch die Slider-Folien wechselt, muss ein Mechanismus vorhanden sein, um die Bewegung anzuhalten oder zu beenden.

Einer der Gründe, warum WordPress in den letzten Jahren eine starke Reichweite gewonnen hat, ist die einfache Erweiterbarkeit durch Plugins. Jeder kann heutzutage ein Plugin entwickeln und veröffentlichen. Diese Vielfältigkeit hat allerdings auch Nachteile. Nicht jeder Plugin-Entwickler legt den Fokus auf einen leichten Zugang für eingeschränkte Menschen. Oder anders gesagt, nicht jede Website-Funktion, die ein modernes Frontend bietet und gut aussieht, ist auch zugänglich oder gar leicht zu bedienen.

Strukturelle Probleme können bereits im Code durch fehlende Auszeichnungen der Code-Elemente (Stichwort: ARIA – Accessible Rich Internet Applications) anfallen. Besonders die Screen-Reader eingeschränkter Menschen geraten bereits hier in Schwierigkeiten und können die Website mitunter nur schwer oder sogar nur in Teilen für den Nutzer aufbereiten.

Schwer zugängliche oder gar fehlende Steuerelemente sind ebenfalls ein ernstzunehmendes Thema. Wischgesten, selbst mit der Maus, sind den meisten Internetnutzern inzwischen durchaus geläufig. Was aber tun, wenn der Besucher die Website durch seine Einschränkung keine motorischen Gesten nutzen kann oder auf andere Eingabemethoden angewiesen ist?

Personen, die eine Tastaturnavigation oder Spracheingabe-Software verwenden, müssen zumindest die aktuelle Slider-Folie erkennen und zusätzlich bewusst zwischen den Folien navigieren können.

Ein ähnliches Problem tut sich oft bei existierenden Steuerelementen auf, die ihre Anwahl oder Aktivierung nicht kenntlich genug machen. Fehlende Farbkontraste oder Farbunterschiede bei einem “Weiter”-Button des Sliders sorgen schnell für Frustration.

Der letzte Punkt, das wiederholte und automatische Scrollen, wird nicht nur bei eingeschränkten Menschen schnell zum Nervfaktor. Schließlich möchte man sich beim Lesen einer Website konzentrieren und nicht ständig von Bewegungen im Augenwinkel abgelenkt werden. Wer beim Lesen gerne etwas mehr Zeit haben möchte, wird sich ebenfalls über ein mögliches Anhalten der Scroll-Funktion freuen. Das Phänomen ist schließlich nicht neu und man kenn es vielleicht von Filmen mit einem einleitenden Satz im Vorspann. In nur wenigen Sekunden soll man hier einmal über die gesamte Kinoleinwand lesen.

Sind Slider und Carousel für barrierefreie Websites sinnvoll?

Die oben aufgeführten Punkte sind nur einige grob skizzierte Problemstellungen, an die man bei dem Einsatz eines Sliders jedoch unbedingt denken sollte. Viele Slider-Plugins für WordPress machen im Ansatz zwar schon viel richtig, eine vollumfängliche Lösung ist leider bis heute schwer zu finden.

Selbst als barrierefrei deklarierte Plugins müssen im Nachgang, je nach Anwendungsfall und dem eingesetzten Theme, oft noch mühsam angepasst werden.

Immer wieder stoßen wir auf den Kundenwunsch zur Implementierung eines Sliders oder Carousel auch bei barrierefreien Websites. Wir raten in diesem Fall jedoch immer zu alternativen Darstellungsformen des Inhalts. Abwechselnde Bild-Text-Bereiche, übersichtliche Listen oder Teaser-Boxen können schließlich genauso schön anzusehen sein.

Inzwischen melden sich auch immer wieder Kritiker, die an der generellen Sinnhaftigkeit eines Sliders oder Carousel zweifeln und prinzipiell die Frage stellen: Sollte ich ein Carousel nutzen? Das sehr interessante Interview mit Jared Smith, dem Macher der Website, zu seinen Einblicken und seiner Motivation für die Erstellung der Website, ist ebenfalls einen Blick wert.

Natürlich hat ein Slider auch heute noch durchaus seine Existenzberechtigung für die Darstellung von Inhalten auf der Website, erfahrungsgemäß besonders, wenn es um die Präsentation von großen und eindrucksvollen Bildern geht. Jedoch raten wir inzwischen zur genauen Prüfung im Einzelfall, statt sich ohne Überlegung auf das nächste Slider-Plugin zu stürzen, nur weil es eben da ist.

Julian Uebe

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